Freitag, 26. April 2013

Die Zentralbanken haben im vergangenen Jahr 534,6 Tonnen Gold gekauft - so viel wie zuletzt 1964


ZentralbankenSo viel Gold wie zuletzt 1964

 ·  Die Zentralbanken haben im vergangenen Jahr 534,6 Tonnen Gold gekauft - so viel wie zuletzt 1964. Sie zählen zu den größten Verlierern des Gold-Crashs und sollen 560 Milliarden Dollar eingebüßt haben.
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Die Zentralbanken sind geradezu dafür berüchtigt, immer zum falschen Zeitpunkt Gold zu kaufen
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Die Zentralbanken haben im vergangenen Jahr so viel Gold gekauft wie zuletzt 1964. Das geht aus Daten des World Gold Council hervor, einer Interessenvereinigung der Förderer, Händler und Käufer von Gold. Insgesamt haben die Zentralbanken 534,6 Tonnen Gold gekauft. Für das laufende Jahr werden allein etwa Zukäufe von 450 bis 550 Tonnen erwartet. Pessimistischer sind die Analysten der Bank Morgan Stanley, die bis 2018 insgesamt 655 Tonnen an Zukäufen prognostizieren.
Das widerspricht Verschwörungstheorien von Gold-Fans, welche behaupten, die Zentralbanken würden Gold auf den Markt werfen, um den Preis des Edelmetalls kräftig zu drücken. Die Zentralbanken zählen zu den größten Verlierern des Einbruchs des Goldpreises vom 12. April. Seitdem das Edelmetall im September 1.921,15 Dollar je Feinunze (etwa 31,1 Gramm) kostete, wurden etwa 560 Milliarden Dollar der Zentralbanken verbrannt. Die genauen Auslöser für den plötzlichen Einbruch – den stärksten seit 30 Jahren – bleiben unklar.
An den Fundamentaldaten hat sich wenig geändert: Die Zentralbanken fluten die Märkte nach wie vor mit billigem Geld, die Euro-Krise schien sich durch das Hilfspaket für Zypern eher zu verschärfen, die Schuldenkrise in den Vereinigten Staaten ist bestenfalls aufgeschoben, und der Internationale Währungsfonds hat zuletzt seinen globalen wirtschaftlichen Ausblick gesenkt.
Zusätzlich ist sowohl die physische Nachfrage gestiegen, außerdem haben Investoren ihre Wetten auf steigende Preise ausgebaut. Trotzdem scheint die längste Rally seit dem Ersten Weltkrieg zumindest vorerst zu Ende gegangen zu sein – sollte der Goldpreis nicht noch stark zum Jahresende steigen.
Das alles ficht die Zentralbanken nicht an, im Gegenteil: Sie sind geradezu dafür berüchtigt, immer zum falschen Zeitpunkt Gold zu kaufen und zu verkaufen. So verkauften sie das Edelmetall im Jahr 1999, als es sich auf einem 20-Jahres-Tief befand, und kauften es etwa in den achtziger Jahren, als der Preis einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hatte. So könnte man es fast als sicheres Anzeichen für einen Niedergang des Goldpreises sehen, wenn die Zentralbanken momentan so stark zugreifen. Aber für die Zentralbanken hat die kurzfristige Preisentwicklung auch kaum eine Bedeutung, viel wichtiger ist für sie Diversifizierung.
Insgesamt besitzen die Zentralbanken aktuell 31.671 Tonnen Gold, das ist in etwa ein Fünftel des jemals geschürften Goldes. Besonders zwei Länder haben überproportional große Reserven: 8.133 Tonnen hält die Zentralbank der Vereinigten Staaten, in Deutschland sind es 3.391 Tonnen, das entspricht den zweitgrößten Vorräten. Mit dem Edelmetall diversifizieren Zentralbanken ihre Devisenreserven, besonders die Schwellenländer haben bei dem Edelmetall noch Nachholbedarf.
Dollar und Euro verlieren immer mehr an Bedeutung, dafür gewinnen neben Gold andere Währungen wie der chinesische Renminbi oder der australische und kanadische Dollar an Gewicht auf den Finanzmärkten. Die beiden letzteren führt der Internationale Währungsfonds mittlerweile als offizielle Reservewährungen – das dürfte die Nachfrage durch die Zentralbanken noch weiter verstärken. Während vor zehn Jahren nur etwa 1 Prozent der bekannten Währungsreserven in diesen sogenannten Alternativwährungen gehalten wurden, sind es heute etwa 8 Prozent.
Einige Zentralbanken überlegen sogar ernsthaft, Reserven auf den Aktienmärkten anzulegen. Durch die breitere Streuung sollen Risiken verringert werden und nicht erhöht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Royal Bank of Scotland unter 60 Zentralbanken.

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