Montag, 22. April 2013

Das Verhältnis zwischen Käufern und Verkäufern liege bei den großen Metallhändlern mittlerweile bei 30:1.


EdelmetalleGoldpreis dürfte sich wieder erholen

 ·  Nach dem starken Verfall des Goldpreises stellt sich die Frage nach der weiteren Entwicklung. Privatanleger aber kaufen und Experten sind optimistisch.
Wie geht es nach dem starken Preiseinbruch weiter mit Gold? Die Anhänger von Edelmetallinvestements sind sich seit Jahrzehnten einig: Der Zusammenbruch des Papiergelds steht kurz bevor und somit ist Gold das Beste, was man kaufen kann.
Dass nicht wenige Menschen so denken, bestätigt auch Hannes Zipfel, Edelmetallexperte der Solit Kapital, die auf Investmentprodukte für physische Anlagen in Edelmetallen spezialisiert ist.

Lieferengpässe bei Münzen

„Physisches Gold und Silber sind so gefragt wie lange nicht mehr“, sagt Zipfel. Die Absatzzahlen der größten Münzprägeanstalt der Welt, der US Mint, hätten schon am Dienstag nach dem großen Kursrutsch das höchste Volumen in einem April seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1982 erreicht. Das Verhältnis zwischen Käufern und Verkäufern liege bei den großen Metallhändlern mittlerweile bei 30:1.
„Weltweit beobachten wir bedeutende Lieferverzögerungen bis hin zu Produktengpässen bei nahezu allen gängigen Bullionmünzen wie dem Krügerrand oder dem Maple Leaf“, so Zipfel. Der Kursrutsch sei ein reines Terminmarkt-Phänomen gewesen und lediglich Preismanipulation.

Keine (typische) Blase

Andere Experten sind sich da nicht ganz so sicher und sprechen vom Platzen einer Blase. Carsten Fritsch, Analyst der Commerzbank, ist davon trotz des auch real stark gestiegenen Goldpreises nicht überzeugt. Dazu sei die Entwicklung zu ungewöhnlich. Normalerweise legten die Kurse gegen Ende der Anstiegsphase exponentiell zu, um dann jäh abzustürzen.
Im Falle von Gold aber lagen zwischen dem Rekordhoch des Septembers 2011 und dem jüngsten Absturz 19 Monate, in den drei Monaten direkt nach dem Rekordhoch sei der Goldpreis lediglich um 20 Prozent gefallen. Das Platzen der Preisblase am Goldmarkt 1980 habe dagegen den typischen Verlauf aufgewiesen.

Asiaten sorgen für stabile Nachfrage

Eine Parallele gebe es allerdings, habe doch damals wie heute die Investmentnachfrage etwa 40 Prozent der gesamten Goldnachfrage ausgemacht. Den Unterschied sieht Fritsch darin, dass mit knapp 40 Prozent ein Großteil der Nachfrage aus Asien stamme. Diese hält er für deutlich nachhaltiger, da diese Anleger sich weniger gegen einen mutmaßlichen Zusammenbruch des Finanzsystems absicherten, als angesichts generell höherer Inflationsraten in Gold investierten.
Die aktuelle Situation weise eher Parallelen zum vorübergehenden deutlichen Preisrückgang im Oktober 2008 auf. Damals sei der Goldpreis binnen zweier Tage ebenfalls um knapp 200 Dollar je Feinunze gefallen, habe die Verluste aber in den darauffolgenden drei Monaten wettgemacht. Auch im Herbst 2008 sei der Preisrückgang mit einem Rückgang der Rohstoffpreise und einer Abwärtsrevision der globalen Wachstumserwartungen einher gegangen, weshalb die zuvor Angst der Investoren vor einer stärkeren Inflation deutlich abgenommen habe. Ähnlich wie in den vergangenen Tagen seien auch seinerzeit vor allem kurzfristig orientierte Marktteilnehmer aus dem Goldmarkt ausgestiegen und in den darauffolgenden Monaten in den Markt zurückgekehrt.

Fundamentale Gründe für Gold

Insgesamt hält Fritsch einen weiteren Einbruch des Goldpreises für unwahrscheinlich. Nicht nur die höhere physische Nachfrage spreche dafür, sondern auch fundamentale Aspekte. Die Zentralbanken der Schwellenländer kauften seit drei Jahren Gold und dürften dies weiter tun, weil der Anteil an ihren Reserven noch sehr gering sei. Darüber hinaus seien die Realzinsen in den Industrieländern nach wie vor sehr niedrig, zudem fürchteten viele Finanzmarktakteure nach den jüngsten Beschlüssen der japanischen Notenbank einen globalen Abwertungswettlauf. Auch hiervon sollte der Goldpreis profitieren.
Allerdings könne es dieses Mal länger dauern, bis Gold einen neuen Aufwärtstrend aufnehmen werde. Denn der starke Preisrückgang habe den Ruf als sicherer Hafen und wertstabile Anlage erschüttert. „Es ist zu einem Nervenkrieg geworden, und die Entwicklung in den nächsten Tage und Wochen wird sehr wichtig sein“, sagt auch Ole Hansen, Rohstoffexperte der Saxo Bank.
Anleger würden deshalb zunächst vorsichtig bleiben. Und so erwartet Fritsch für die kommenden drei Monate eine Bodenbildung des  Preises im Bereich von 1.400 Dollar je Feinunze. In der zweiten Jahreshälfte dürfte der Preis auf durchschnittlich 1.650 Dollar steigen.

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